YES: Deutschlands Nachwuchsspitze in Kiel
531 Aktive mit knapp 400 Jollen und Skiffs haben zur Kieler Woche des Nachwuchses, den Young Europeans Sailing, gemeldet. Vom 27. bis 29. Mai trifft die deutsche Nachwuchselite auf dem Kieler-Woche-Revier auf Konkurrenz aus weiteren neun Nationen.
So hat der Großteil der deutschen Jugend-Nationalmannschaft im 420er frühzeitig gemeldet, mit Amelie Wehrle/Amelie Rinn (Jollensegler Reichenau/Markelfinger Wassersport Club), Ester Rodenhausen/Luisa Sophie Becker (Mühlenberger SC), Severin Gericke/Xaver Schwarz (BYC/CYC), Leonard von Holtum/Josh Berktold (ETUF), Johann Emmer/Jannis Liebig (VSaW/SV03 Berlin), Lysander Winter/Constantin Bötsch (NRV/BYC) ist die DSV-Spitze vertreten. Und für alle Aktiven der Jahrgänge 2005 bis 2011beginnt mit der YES die Regatta-Vorbereitung auf das eine Nationen-Ticket bei den Sailing Youth Worlds vom 8.-16. Dezember in Buzios (Brasilien). Bei den 420ern (weiblich und männlich/mixed) fällt denn die Entscheidung bei der Qualifikation auf der Kieler und Warnemünder Woche. Für Amelie Wehrle/Amelie Rinn vom Bodensee, die im Vorjahr bei den Youth Sailing Worlds Silber für Deutschland holen, wäre es der zweite Auftritt.
Auch im 29er tritt die deutsche Nachwuchsspitze über Pfingsten in Kiel an. Aus der Jugendnationalmannschaft haben Finja Waldheuer/Anna Maria Rissanen (Duisburger YC/Düsseldorfer YC), Moritz Wagner/Ole Guntermann (DTYC/Diesener Segel-Club) und die Lokalmatadoren Per Christoffer/Carl Fredrik Schwall (KYC/Vorjahres-Fünfte) an und fordern die Vorjahressieger und Siebtplatzierten der Youth Sailing World 2022, Anton und Johann Sach (LYC), heraus. Die Zarnekauer haben einen vollen Regattakalender dieses Jahr und ein großes Ziel: die Youth Sailing Worlds in Brasilien.
Die Teilnahme an den Youth Sailing Worlds sei der erhoffte Abschied aus dem 29er, so die Zarnekauer, die dann in den 49er FX wechseln und den Umstieg in den olympischen 49er vorbereiten. Dabei steht 2024 der FX-Eurocup mit sechs Stationen im Plan.
Die größte Flotte stellen einmal mehr die ILCA-Seglerinnen und -Segler. 59 Aktive im ILCA 4, 74 im ILCA 6 (men), 35 ILCA 6 (women) und 38 ILCA 7 (men) fluten Kiel über Pfingsten. Zudem werden in den Disziplinen ILCA 6/w und ILCA 7/m die Internationalen Deutschen Juniorenmeisterschaften (IDJoM) ausgesegelt. „Die YES als Kieler Woche des Nachwuchses ist europaweit bekannt. Und dank der engen Zusammenarbeit mit dem Deutschen Segler-Verbandeine werden seit Jahren immer wieder besondere Prädikate nach Kiel vergeben“, so Organisationsleiter Dirk Ramhorst, der sich auf ein volles YES-Programm 2023 freut. Die Vergangenheit zeigt, dass viele YES-Teilnehmer dann etwas später auch in den Kieler-Woche-Listen auftauchen“, ergänzt der Dänischenhagener. In der ILCA 7 kommt es zum Duell von zwei Vorjahressiegern, Julian Hoffmann (VSaW) YES-Sieger 2022 im ILAC 7 trifft auf Ole Schweckendiek (KYC) YES-Sieg 2022 im ILCA 6.
Schweckendiek, Schleswig-Holsteins Sportler des Jahres ist zurzeit wohl eine der größten Hoffnung des deutschen Segelsports für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles (USA). Das Ausnahmetalent des Kieler Yacht-Clubs ist amtierender U21-Weltmeister und Deutscher Meister im ILCA 7 sowie Europameister im ILCA 6, er belegte 2022 den 3. Platz bei den Youth Worlds und ist YES- und Kieler-Woche-Sieger 2022. Nach einem grandiosen Segeljahr hat es der 18-Jährige innerhalb eines Jahres in Schleswig-Holstein vom Newcomer des Jahres zum Sportler des Jahres geschafft. 2019 hatte er in einem Rutsch die Kieler, die Warnemünder und die Travemünder Woche im ILCA 4 gewonnen und wurde zum Immac-Nachwuchssegler des Jahres gekürt. Und im März erhielt der bekennende Einhandsegler nach 2020 bereits zum zweiten Mal den Bruno-Splieth-Gedächtnispreis des Kieler Yacht-Clubs für besondere sportliche Leistungen – das ist einmalig.
Der YES-Sieger vom Vorjahr tritt bei der YES 2023 in der olympischen Klasse ILCA 7 an, ebenso wie der ILCA 6-Zweite aus dem Vorjahr, Willi Sörensen (Mühlenberger Segel-Club). Starke Konkurrenz kommt aus dem DSV-Nachwuchs-Jugendkader mit Gunnar Kröplin (Schweriner Segler-Verein/Vorjahres 6.) und Tim Conradi (Duisburger Yacht-Club). Auch Julian Hoffmann aus dem DSV-Perspektivkader hat große Ziele. Der Immac-Nachwuchssegler des Jahres 2018 und damit Vorgänger von Ole Schweckendiek hat ein großes Vorbild: Philipp Buhl, der wie Hoffmann ursprünglich aus dem Segelclub Alpsee-Immenstadt stammt.
„Die YES ist im Grunde das Aufwärmprogramm. Bisher stand das Abi im Vordergrund. Jetzt beginnt nach zwei Trainingsblöcken in Portugal und dem Ostertraining am Gardasee die Regattasaison, nur noch im ILCA 7“, so Schweckendiek. YES, Kieler Woche, Warnemünder Woche stehen auf dem Programm bevor ein Höhepunkt der Saison die U21-EM in Norwegen ansteht. Danach beginnt die Vorbereitung auf die U21-WM in Marokko. Die ersten Ziele: Das ILCA 7-Idealgewicht von 85 kg aufbauen und viel Erfahrungen in internationalen Feldern sammeln, erklärt Schweckendiek. Die Ergebnisse bei den großen internationalen Veranstaltungen formen dann die weiteren Ziele. In allen U19-Wertungen anzugreifen, gehört zum Selbstverständnis des bekennenden Einhandseglers, der für die übergeordneten Ziele im ILCA 7 auch auf den Kampf um das ILCA 6-Ticket für die Youth Sailing Worlds verzichtet. „Natürlich kann ich mir vorstellen, dass Brasilien noch interessanter und schöner ist als Den Haag, aber mein Fokus liegt auf dem olympischen ILCA 7 und die letztendlich die Olympischen Spiele“, so der 18-Jährige, der im Vorjahr mit Bronze aus den Niederlanden zurückkehrte und altermäßig in diesem Jahr eine weitere Chance hätte.
Ansprüche auf die ersten Plätze melden in der Klasse ILCA 6/w gleich fünf Topseglerinnen an: die amtierende Deutsche Meisterin Amélie Ritschel (Bodensee Yacht-Club Überlingen), die DM-Zweite Anaïs Wienen (Düsseldorf Yacht-Club), Eva Wiese (VSaW) und Line-Annemiek Pähler (NRV/ beide aus der DSV-Jugend-Nationalmannschaft) sowie Pia Kuhlmann (Schaumburg-Lippischer Seglerverein).
In der Klasse ILCA 6/m hat mit Christoph Wurm (Augsburger Segler-Club) der amtierende Deutsche Meister gemeldet. Dazu stoßen nach dem Wechsel in den ILCA 6 die Vorjahreszweiten und -dritten im ILCA 4, Tom Struve und Leif Lüders (beide KYC).
Erfreulich groß ist die Meldezahl bei den Europes, nach 29 Aktiven 2022 stehen aktuell 47 in der Meldeliste, darunter auch die Vorjahressiegin Sophie Menke (SV Hüde) und der Zweitplatzierte Niklas Dahm (SC Dümmer). Die Piraten erreichten erneut die Mindestmeldezahl nicht.
Auch an Land bietet die YES ein umfangreiches Programm. Auf der Aktionswiese im Olympiahafen Schilksee ist das Internat Louisenlund mit einem Informationsstand präsent und ergänzt damit das breite Angebot: Skimbordbahn, MVK-Rutsche, „OFF TO LIVE“ Stand (Bekleidung für Camper, Coole Outfits für Offroad-Fans & Gemütliches für Strand & Meer), Optik Werkstatt(Komplettbrillen mit Tragekomfort und Elkline (Nachhaltige Kleidung für Frauen, Männer und Kids) sowie das traditionelle Tischkicker-Turnier am Sonntag, organisiert von der DSV- Seglerjugend. Unterstützt werden die YES-Regatten neben der MVK Kiel und dem Internat Louisenlund von Addix Internet Services, BS PAYONE, Optikwerkstatt Kiel und Hugo Hamann/Konica Minolta.
Text: Hermann Hell